SELFMADE
Claudia Kriechbaumer

 Ein Interview mit einer ambitionierten Karrierefrau und Vorreiterin der österreichischen Beauty Landschaft.

Claudia Kriechbaumer hat vor über einem Jahrzehnt begonnen ihren Traum zu leben. Dafür hat sie jedoch einiges in Kauf nehmen müssen. Wir hatten noch vor den Beschränkungen durch das Coronavirus das Vergnügen, ein Interview mit der sympathischen Geschäftsfrau zu ihrer Laufbahn, ihrer Motivation und den Schattenseiten des Erfolges zu bekommen. 

Claudia, du bist heute DIE Starvisagistin aus Österreich und mit deiner Cambio Beautyacademy auch eine erfolgreiche Unternehmerin. Deine Karriere stand aber nicht immer im Zeichen der Schönheit. Wohin dein beruflicher Weg führen würde, war von Anfang an nicht so klar. Anfangs hast du nämlich als Krankenschwester gearbeitet. Wie kam der berufliche Wandel?

Ich wollte mich beruflich weiterentwickeln und selbst entfalten können. Damals, mit 24 Jahren, war ich voller Power und wollte einfach alles geben. Das konnte ich leider in meinem Beruf als Krankenschwester nicht. Da ist mir die Entscheidung, mich selbst weiterzuentwickeln, sehr leicht gefallen. Ich habe damals schon als Krankenschwester 40 Stunden pro Woche und als Kellnerin 20 Stunden pro Woche gearbeitet. Außerdem habe ich am Abend noch Fitnesskurse gegeben. Ich war es gewohnt wirklich immer viel zu arbeiten. Dennoch war ich immer auf der Suche nach Aufstiegsmöglichkeiten. Ich wollte meine Talente fördern und mehr zu mir selbst finden. Dann hat mich mein Weg nach Miami geführt. 

Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als dir bewusst geworden ist, dass du dich selbst verwirklichen möchtest?

An diesen Moment kann ich mich gut erinnern. Ich war damals bei einer Freundin. Und auf ihrem Kühlschrank stand “follow your passion”. Dieser Spruch, “folge deiner Leidenschaft” hat mir meinen Weg geebnet, mich nach Miami und schließlich in die Beauty Branche geführt. Es hat jedoch ein ganzes Jahr Vorbereitungszeit gebraucht. Man kann ja bekanntlich nicht einfach in die USA auswandern. Das heißt, ich war einige Male auf der amerikanischen Botschaft in Wien, habe tausende Formulare ausgefüllt und eingereicht, war aber parallel dazu schon mit der Beauty School of America in Kontakt. Es hat mich wirklich viel Zeit, Energie und Durchhaltevermögen gekostet um diesen Weg tatsächlich beschreiten zu können. Doch dann konnte ich endlich die Beauty School of America in Miami besuchen.

Du hast von einen Tag auf den anderen dein Leben verändert. Die Idee der Auswanderung und des eigenen Businesses kam vielleicht für einige recht überraschend. Wie stand den Umfeld dazu? 

Natürlich gibt es über die Beauty Branche viele Vorurteile. So war das leider auch bei mir. Ich komme aus einer Familie, in der hauptsächlich in sozialen Bereichen gearbeitet wurde. Meine Verwandtschaft besteht aus einigen Krankenschwestern und Ordinationsgehilfen. Somit war das anfangs ein großes Problem. Auch meine Freunde haben zu dem Zeitpunkt nicht wirklich an meinen Traum geglaubt. Vor zehn Jahren, als ich ausgewandert bin, war die Beauty Branche – im Gegensatz zu heute – sehr leblos. Die Chancen sind nicht gut gestanden. Aber ich wusste, dass es meine Leidenschaft ist und ich habe mir immer geschworen: wenn ich meine Leidenschaft eines Tages finde, dann werde ich alles dafür geben.

Heute bist du die „Bosslady“ der Cambio Beautyacademy. Wie sieht das Business dahinter genau aus? 

Ich habe die größte Make-Up-Schule Österreichs gegründet. Ich habe, als ich aus Miami zurückgekommen bin, das amerikanische Ausbildungssystem nach Österreich gebracht. Es hat eingeschlagen wie eine Bombe. Mittlerweile haben wir über 800 Schülerinnen ausgebildet, sowohl Visagistinnen als auch Make-Up-Artists. Wir sind immer noch dabei die Cambio Beautyacademy weiter auszubauen. Für mich ist “mein Baby”, wie ich es nenne, noch immer nicht fertig. Wir sind gerade bei der Entwicklung eines Franchise-Systems, welches ich meinen ehemaligen Schülerinnen zur Verfügung stellen möchte. Ich habe gerade einen amerikanischen Investor gefunden, der mit uns derzeit das Konzept dahinter entwickelt.  

Wie sieht dein Alltag aus?

Ich habe keinen Alltag. Jeder Tag ist anders. Nach acht Jahren ist mein Leben noch immer von so viel Abwechslung geprägt, dass ich mich manchmal sogar nach einem Alltag sehne. Das einzige Ritual, das ich habe und steuern kann, ist meine Morgenroutine. Ich bin eine Frühaufsteherin: ich liebe es, früh aufzustehen, noch nicht mein Handy in der Hand zu haben, keine Pflichten erfüllen zu müssen und einfach nur die Zeit für mich zu haben. Der Rest vom Tag ist jedes Mal geprägt durch Abwechslung: Höhen und Tiefen, Reisen, unterschiedliche Menschen. Und meistens, wenn ich abends nach Hause komme, falle ich nur noch ins Bett. 

Welche Rolle spielt Schönheit in unserer heutigen Gesellschaft? Ein Geschäftsmodell mit Ablaufdatum oder Zukunftstrend?

Die Beauty Branche boomt wie noch nie zuvor in Österreich. Das belegen auch sämtliche Wirtschaftsstatistiken. Der Trend wird weiterhin und voraussichtlich auch noch sehr lange anhalten. Meiner Meinung nach reicht Schönheit alleine als Businessmodell jedoch nicht aus. Sowohl bei einer Visagistin als auch bei einem Model glaube ich, dass Persönlichkeit immer mehr gefragt sein wird. Das ist meiner Meinung nach das, worauf man langfristig setzen sollte. 

Wie wichtig ist Social Media in der heutigen Zeit für die Beauty Branche? 

Social Media ist sehr wichtig. Ich bin hauptsächlich durch Social Media bekannt geworden. Durch Facebook hatte ich innerhalb kurzer Zeit eine große Reichweite. Sehr viele Fotografen, Models, Privatkunden und große Betriebe sind so auf mich zugekommen. Somit hat Facebook für mich den Weg in die Beauty Branche geebnet. Natürlich hat Social Media heutzutage einen anderen Stellenwert, als vor acht Jahren. Das Omni-Channel-Marketing nimmt immer mehr zu. Das bedeutet, nur Facebook, nur Instagram oder nur YouTube alleine wird nicht mehr reichen. Es gehören alle Kanäle genutzt und mit tollen, verschiedenen Inhalten gestaltet. Ich glaube, wenn man das Prinzip hinter dem Aufwand verstanden hat und einsieht, dass Social Media kein Hobby sondern auch Teil des Business Modells sein kann und in der Beauty Branche mittlerweile dazu gehört, kann man wirklich erfolgreich werden. 

Welche Eigenschaften und Werte braucht man aus deiner Sicht, um heute ein eigenes, erfolgreiches Business zu führen?

Durchhaltevermögen. Ganz viel Durchhaltevermögen. Und auch ganz viel Geduld mit sich selbst. Wenn ich gewusst hätte, was auf mich zukommen würde als ich mich selbstständig gemacht hätte, hätte ich es vielleicht auch gar nicht versucht. Ein bisschen Leichtsinn gehört auch dazu. Und vor allem: ein tolles Business Modell. Es ist einfach wichtig, nicht zu kopieren, sondern sein eigenes Ding durchzuziehen und sich Gedanken zu machen, womit man glücklich ist und was man erreichen möchte. Ich denke, wenn man Spaß hat, an dem was man tut, und seiner Leidenschaft mit ganzem Herzen, Durchhaltevermögen, Geduld, Verrücktheit und Mut folgt, dann kann man alles schaffen. 

Viele Frauen haben in der heutigen Zeit oft Angst ihr eigenes Business auf die Beine zu stellen. Hast du auch oft gezögert oder gezweifelt? Welche Ratschläge hast du für diese Frauen?

Diese Frage höre ich natürlich sehr oft bei uns in der Cambio Beautyacademy. Ich berate natürlich auch viele junge Damen bezüglich ihrer Zukunft und helfe ihnen dabei, ihre Träume zu verwirklichen. Ich finde, es ist immer der Preis, den man selbst bereit ist zu zahlen. Ich habe sehr viele Opfer gebracht. Aber wenn man bereit ist, Opfer zu bringen und Mut beweist, dann wird man mit Erfolg belohnt. Wenn man natürlich nicht bereit ist, sonntags in der Früh aufzustehen und keine Wochenenden zu haben, dann kann auch das gewünschte Ziel nicht erreicht werden. 

Du arbeitest in einer von Frauen dominierten Branche. Was hast du in all den Jahren beobachtet und kannst dementsprechend anderen Frauen auch mitgeben? 

Schönheit selbst macht nicht immer glücklich. Oft sind Frauen zu perfektionistisch angehaucht. Wir leben in einer Gesellschaft, die von Rollen dominiert ist. Das Video, dass sich vor kurzem Viral verbreitet hat, hat unter dem Motto “Be a lady, they said.” klar gemacht, dass wir Frauen oft in Rollen gesteckt werden oder festsitzen. Viele von uns sind einfach einen Tick zu perfektionistisch, sodass sie ihre eigene Persönlichkeit in den Hintergrund drängen. Man kann aber in der heutigen Zeit meiner Meinung nach nur mit Persönlichkeit punkten. Schönheit ist vergänglich und macht wie bereits gesagt auch nicht glücklich. Das einzige, was wirklich richtig glücklich macht, ist Selbstakzeptanz. Das ist natürlich immer leichter gesagt als getan. Ich bin selbst eine Frau, und ich habe selbst meine Höhen und Tiefen sowie meine guten und meine schlechten Tage. Aber wenn man sich selbst akzeptiert, oder es zumindest versucht, werden Seiten hervorkommen, mit denen man nicht gerechnet hat. Das ist etwas Wunderbares. Vielleicht kann man früher oder später seine eigene beste Freundin werden.

Man sagt oft, dass Karriere süchtig macht und Menschen verändert. Kannst du das bestätigen? 

Es wäre falsch das zu verneinen. Es stimmt natürlich. Meine Karriere hat mich auch sehr verändert. Ich bin ein ganz anderer Mensch, als ich damals war und wäre, hätte ich weiterhin als Krankenschwester gearbeitet. Wenn man persönlich so viel gefordert wird, täglich neue Erfahrungen macht und Dinge dazulernt, muss man flexibel sein und sich anpassen können. Die Beauty Branche ist ständig im Wandel. Trends kommen und gehen. Das waren alles Herausforderungen, denen ich mich als Angestellte nicht wirklich stellen musste und Eigenschaften, die ich kaum gebraucht habe. Auch meine Sicht zu vielen Dinge hat sich geändert. Dadurch hat sich natürlich auch teilweise mein Umfeld geändert. Das war auch ein Preis, den ich zahlen musste. 

Wo siehst du dich selbst in zehn Jahren? 

Ich möchte in zehn Jahren mehr Zeit mit meiner Familie verbringen und auch eine eigene Familie gründen. Ich habe meinem Business sehr viel Zeit gewidmet. In der Zukunft sehe ich mehr Privatleben und meine Rolle als Familienmensch. Mein Traum wäre trotzdem, dass es in ganz Österreich Franchise Filialen der Cambio Beautyacademy gibt und auch in Miami, meiner Make-Up-Heimat, weitergeführt wird. 

Gibt es ein Rezept für Erfolg? Was kannst du Menschen, die sich ebenfalls selber verwirklichen wollen, auf ihrem Weg mitgeben? 

“Follow your passion. Folge deiner Leidenschaft.”

Ich möchte allen meinen Leitspruch mitgeben. Follow your passion. Folge deiner Leidenschaft. Dieser Spruch hat bei mir so viel Feuer entfacht, sodass ich über Grenzen hinausgehen konnte. Ich konnte das Unmögliche in Kauf nehmen. Ich wünsche jedem, dass er das findet wofür er richtig brennt und dann jeden Tag genau das leben und ausüben kann.

Was möchtest du denjenigen mitgeben, die noch nicht genau wissen, was sie beruflich machen möchten?

Ich habe auch ganz lange gebraucht um zu wissen, was ich wirklich machen will. Leider habe ich mich auch zu sehr hineingesteigert. Ich möchte allen mitgeben, dass man auch einmal loslassen und vertrauen sollte. Ich hätte mir viele schlaflose Nächte erspart, wenn ich einfach ein bisschen mehr losgelassen und darauf vertraut hätte, dass alles zum richtigen Zeitpunkt geschehen wird. Man kann einen Wunsch an das Universum äußern – auch wenn es sich lächerlich anhört, aber bei mir hat es funktioniert. Das Zeichen wird kommen und jeder wird seinen Weg finden. Man muss sich nur trauen. Es heißt nicht umsonst: Den Mutigen gehört die Welt. Das ist ebenfalls ein Leitspruch, der mich durch die ganze Selbstständigkeit begleitet hat. Man muss Persönlichkeit zeigen. Man muss sich trauen. Man muss neue Sachen ausprobieren. Man muss sich aus seiner Komfortzone bewegen. Man muss beginnen zu handeln. Man muss Dinge ausprobieren. Wir leben in einer Gesellschaft, wo es mittlerweile akzeptiert wird einen zweiten Bildungsweg einzuschlagen. Nur diejenigen, die sich trauen neue Dinge auszuprobieren, werden entdecken, was zu ihnen passt.

Jetzt wollen wir natürlich noch die geschminkte Wahrheit hören: Was sind denn die Make-Up Geheimnisse einer Starvisagistin?

Die Haut hat eine Schlüsselfunktion für Make-Up im Gesicht. Sie nimmt flächenmäßig den größten Anteil unseres Gesichtes ein. Umso besser die Haut gepflegt wird, desto schöner wirkt das Make-Up – auch ohne Augen-Make-Up und Lippenstift. Auf die Hautpflege sollte man daher wirklich viel Wert legen. Selbst bei der Auswahl der richtigen Foundation sollte auf natürliche Mineralpuder geachtet werden, die ich auch gerne trage. Ich selbst habe komplett zu natürlicher Foundation gewechselt. Und das macht sich natürlich mit den Jahren auch früher oder später bemerkbar. 

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